Blogparade: Warum ich gegangen bin
Unsere liebe Schutzgärtnerin hat zur Blogparade aufgerufen und da will ich mich natürlich gerne beteiligen. Das Thema lautet: „Warum ich gegangen bin.“ Ich bin tatsächlich gegangen und ich werde immer wieder gehen, wenn ich merke, dass ich narzisstisch missbraucht werden soll. Ich bin auch irgendwann von einem Mann weg gegangen, der mich verlassen hatte. Jahre später. Warum erst so spät? Nun, weil man einfach wissen muss, dass man es hier mit narzisstischem Missbrauch zu tun hatte – oder hat. Sonst kann man kaum einordnen, was da passiert. Bis dahin habe ich wirklich noch unter diesem Verlust gelitten. Erst als ich selbst beschlossen habe, diesen Menschen und diese toxische Beziehung für alle Zeiten hinter mir zu lassen, begann mein neues Leben. Und es wurde besser als jemals zuvor. Ich war stärker geworden. Manche sagen auch „härter“. Ja, das stimmt. Ich kann inzwischen sehr hart werden, wenn ich spüre, dass mich jemand manipulieren will. Die Schuld für irgendwas umkehrt und mir zuschiebt oder mich emotional zu erpressen versucht. Das geht inzwischen nach hinten los und ja, da bin ich knallhart. Geworden! Das war ein jahrelanger Prozess. „Hart“ nennen mich auch nur die, die ich dann aus meinem Leben verbanne. Gesunde und mitfühlende Menschen nennen es „konsequent“.
Eine kleine Zen-Geschichte
In einer kargen Landschaft, in der kaum ein Baum wuchs und zwischen lauter Fels und Stein nur dürre Halme zu finden waren, fristete eine Familie ein Dasein voller Not und Entbehrungen. Ihr ganzer Besitz bestand aus zwei abgemagerten Ziegen und einer Lehmhütte.
Da geschah es eines Nachts zur Osterzeit, dass ein Wolf die Ziegen riss. Nun war ihnen nichts mehr geblieben. Die blanke Not trieb sie an, ihr Bündel zu packen und in die Fremde zu ziehen. Sie zogen durch die Gegend, erlebten manches Leid, so manche Demütigung, doch irgendwann, inzwischen hatten sie sich sehr weit von ihrer Heimat entfernt, fanden sie eine Unterkunft und Arbeit. Nur zwei Jahre später konnten sie ein Stück Wiese pachten und das Schaf dort weiden lassen, das sie sich kauften. Schon zwei Jahre später hatten sie es mit fleißiger Arbeit zu einer Kuh gebracht, einem Ochsen und insgesamt acht Schafen. Nun ging es ihnen gut.
Zu Ostern zündete der Mann zwei Kerzen an. „Warum zwei?“, fragte seine Frau. „Ich verstehe, dass du eine Kerze für Ostern entzündest, aber wozu die zweite?“
„Die ist als Dank für den Wolf, der uns aus unserer Heimat vertrieben hat“, antwortete der Mann.
Lass die Geschichte mal kurz wirken …
Dann stellst du bald fest, dass man sie auf alle Lebensbereiche anwenden kann, in denen erst etwas ganz kaputt gehen musste, nachdem es ohnehin nie so richtig gut war, bevor alles wirklich gut werden kann.
Eine toxische Beziehung ist wie die karge Landschaft, in der die Familie lebte. Sie besteht nur aus Felsen, die dir auf dem Herzen, und Steinen, die dir im Weg liegen. Eine toxische Beziehung bedeutet ein Dasein voller Not – oft nur psychisch, manchmal aber auch physisch und psychisch – und Entbehrungen. In einer toxischen Beziehung zu leben, bedeutet vieles zu entbehren, was eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Und wenn dann ein Wolf kommt … In einer meiner Beziehungen, von der ich heute weiß, was ich damals nicht verstand, dass sie von narzisstischem Missbrauch geprägt war, war der „Wolf“ einfach nur eine andere Frau. Eine andere Frau, die mich schon Monate vorher abgelöst hatte, was mir noch sehr lange verschwiegen wurde. Man wollte ja seine Bequemlichkeit nicht verlieren, bis man sicher sein konnte, dass das mit der anderen Frau auch klappt.
In meiner nächsten Beziehung wurde ich selbst zum Wolf, bzw. zur Wölfin. Dieser Mensch war so dermaßen toxisch, dass die Maske relativ schnell fiel – und einer Härte, die ich mir niemals von ihm hätte vorstellen können.
Heute bin ich dankbar
Ich zünde keine Kerzen an, aber ich mag Rituale durchaus. So zünde ich zum Beispiel immer an Halloween ein Feuer an. In diesem Feuer verbrenne ich symbolisch alles, was Gift für mich ist. Alles,was ich loswerden will. Alles Toxische verbanne ich damit aus meinem Leben. Es ist ein Ritual, aber mir ist irgendwann – genau wie dem Mann in der kleinen Geschichte – klar geworden, dass ich den „Wölfen“ inzwischen dankbar bin. Ich bin der Frau dankbar, die er damals unbedingt haben wollte – und die sich ja offenbar auch in ihn verliebt hatte. Böse war ich ihr interessanterweise zu keiner Zeit. Ich habe diesen Mann damals sehr geliebt und ich konnte sie gut verstehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Wenn er bei ihr zu Anfang nur halb so charmant und liebevoll war wie damals bei mir, kann ich ihr überhaupt nicht übel nehmen, dass sie ihn mir ausgespannt hat. Sie kannte mich ja auch gar nicht. Sie ist einfach nur ihrer Natur gefolgt, wie der Wolf in der Geschichte, der die Ziegen gerissen hat.
Ebenso dankbar bin ich für all die Informationen, die ich erhalten habe, als ich damals fassungslos auf das schauen musste, zu was mein nächster Partner mutierte, sobald es für mich kein Zurück mehr gegeben hat. All die Informationen in Form von Fach- und Sachbüchern, von wertvollen Blogartikeln und Webseitenbeiträgen, bis hin zu allen möglichen Videos zum Thema „toxische Beziehung“ oder „narzisstische Beziehung“. Diese Informationen haben mich wieder klar sehen und denken lassen. Sie haben mir unendlich viele Schuldgefühle genommen und mir gezeigt, dass ich niemals eine Chance hatte, etwas zu ändern, die Dinge besser zu machen, das Leben friedlich. Das konnte ich nur für mich alleine tun.
Ich wurde von einem toxischen Menschen verlassen. Und ich habe einen toxischen Menschen verlassen. Ich kann mich nur bedanken, denn das Leben das ich heute führe, ist ein Leben nach einem langen Entwicklungsprozess, den ich durchlaufen habe. Ich reagiere heute knallhart, wenn ich spüre, dass mich jemand emotional erpressen möchte. Wenn ich spüre, dass sich jemand ganz typisch narzisstisch verhält. Ich ziehe mich zurück, ich entferne Menschen aus meinem Leben, wenn ich spüre, dass mich weiterer Kontakt „vergiftet“.
Heute, viele Jahre später, kann ich sagen: Ich habe zwar keine acht Schafe, keine Kuh und keinen Ochsen. Aber ich habe ein Zuhause, das meins ist. Ich habe wundervolle Menschen in meinem Leben. Ich habe auch einiges erreicht. Es macht verdammt glücklich, wenn man sich entschieden hat, „nein“ zu sagen zu toxischen Beziehungen. Es war das absolute „Ja“ zu mir selbst. Ich bin wer ich bin. Und niemand wird mir mehr einreden, dass ich nicht gut genug bin.
Bild: pixabay